• 9 May 2022

Kommt die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland nicht voran?

Kommt die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Deutschland nicht voran?

Die elektronische Patientenakte soll die bisher an verschiedenen Orten wie Praxen und Krankenhäusern abgelegten Patientendaten digital zusammentragen. Patientinnen und Patienten haben damit alle relevanten Informationen wie Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, den Medikationsplan und den Notfalldatensatz auf einen Blick. Leider steckt das Instrument noch in den Kinderschuhen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will das ändern.

 

Die Digitalisierung soll das deutsche Gesundheitswesen effizienter machen. Ein Bestandteil der Strategie ist die elektronische Patientenakte (ePA) als das zentrale Element der vernetzten Gesundheitsversorgung und der Telematikinfrastruktur. Sie soll die bisher an verschiedenen Orten wie Praxen und Krankenhäusern abgelegten Patientendaten digital zusammentragen, heißt es bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Und weiter: „Damit haben Patientinnen und Patienten alle relevanten Informationen wie Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, den Medikationsplan und den Notfalldatensatz auf einen Blick vorliegen und können diese ihren Ärzten, Therapeuten und Apothekern zur Verfügung stellen.“

 

Auf der anderen Seite kann man der aktuellen Berichterstattung auch entnehmen: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kommt in Deutschland einfach nicht voran, schreibt „aktiv“, das Info-Portal für Arbeitnehmer. Das zeige auch die elektronische Patientenakte. In Dänemark etwa sei sie seit Jahren bewährt, hierzulande hätten viele Versicherte noch gar nichts davon gehört! Obwohl es die ePA als App für Handy oder Tablet seit Anfang 2021 gebe, habe der Arztbrief per Fax längst noch nicht ausgedient. Eine Umfrage der Nationalen Agentur für Digitale Medizin Gematik bestätigt laut „aktiv“ die allgemeine Zurückhaltung: Lediglich ein Fünftel aller gesetzlich Versicherten hat bereits von der ePA gehört. Und nur 312.000 Menschen nutzen die Anwendung – von über 73 Millionen gesetzlich Versicherten!

 

ePA stellt eine wichtige Informationsquelle dar

 

Dabei ist der Sinn der ePA durchaus vorhanden und nachvollziehbar. „Je besser Ärztinnen und Ärzte sowie weitere Leistungserbringer die Krankengeschichte ihrer Patientinnen und Patienten nachvollziehen können, desto besser können sie die geeignete Behandlung wählen. Hierfür stellt die ePA eine wichtige Informationsquelle dar. Die ePA vernetzt Versicherte mit Ärztinnen und Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern. Viele bisher analog oder in Papierform ablaufende Arbeitsschritte können durch die ePA digitalisiert und vereinfacht werden. Statt einer Lose-Blatt-Sammlung zuhause oder einzelnen Befunden in den Praxissystemen verschiedener Praxen haben Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten alle relevanten Dokumente auf einen Blick sicher verfügbar. So können beispielsweise belastende Mehrfachuntersuchungen vermieden werden“, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit.

 

„Die ePA hat einen klaren Nutzen“

 

Jetzt will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die elektronische Patientenakte vorantreiben. Das hob er bei „Im PraxisCheck“ der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) immer wieder hervor, berichtet das „Fachmedium Handelsblatt Digital Health“. So heißt es: „Die ePA habe einen klaren Nutzen, erläuterte Lauterbach an einem Beispiel. Eine ihm bekannte Patientin konnte von Ärzten keine Diagnose gestellt bekommen. Lauterbach stellte den Kontakt zu einem befreundeten Arzt her, der um die Befunde der Patientin bat. Die Befunde lagen aber bei ‚etlichen Ärzten‘, wie Lauterbach sagte, und konnten nicht beschafft werden. Mit einer elektronischen Patientenakte hätte die Krankengeschichte bereitgestellt werden können. ‚Daher fokussiere ich mich auf diese Anwendung, die ich gerade in den Vordergrund gestellt habe‘, sagte Lauterbach.“

 

Krankenhausinformationssystem mit der elektronischen Patientenakte vernetzen

 

Der Bundesgesundheitsminister wolle vor allem die Vernetzung von Kliniken und Arztpraxen voranbringen. „Ein Schwerpunkt muss sein, dass wir die Krankenhausinformationssystem mit der elektronischen Patientenakte vernetzen.“ Nur die Praxen miteinander zu verknüpfen, habe keinen Zweck, weil die Informationen so nicht in den Kliniken ankommen würden. „Wir müssen eine ePA haben, die den ambulanten und den stationären Sektor miteinander vernetzt“, heißt es.

 

Die Akzeptanz von digitalen Lösungen im Gesundheitsbereich ist generell indes schon recht hoch. Laut Untersuchungen nutzen bereits rund zwei Drittel der Versicherte mindestens ein digitales Angebot einer Krankenversicherung. Fast jeder Fünfte (18 Prozent) hat laut der Studie bereits einmal ein digitales Versicherungsportal genutzt. Ebenfalls 18 Prozent der Befragten nutzen einen Fitnesstracker wie die Apple Watch oder das zu Google gehörende Fitbit, die von einigen Krankenkassen bezuschusst werden. Immerhin 15 Prozent haben bereits einmal eine Rechnung digital bei ihrer Krankenkasse eingereicht.

 

Möglichkeiten für Videosprechstunden weiter ausbauen

 

Ein großer Punkt in der digitalen Weiterentwicklung ist auch der Bereich der Telemedizin. Der Nutzen von Videosprechstunden beispielsweise ist hoch. Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) heißt es dazu: „Gerade bei langen Anfahrtswegen oder nach Operationen können telemedizinische Leistungen eine sinnvolle Hilfe sein, so wie die Videosprechstunde. Ärzte und Psychotherapeuten können ihren Patientinnen und Patienten dabei die weitere Behandlung am Bildschirm erläutern, den Heilungsprozess einer Operationswunde begutachten oder ein psychotherapeutisches Gespräch führen. So müssen Patientinnen und Patienten nicht für jeden Termin in die Praxis kommen.“ Die Organisation sei denkbar einfach: Der Arzt oder Psychotherapeut müsse einen zertifizierten Videodienstanbieter auswählen, der für einen reibungslosen und sicheren technischen Ablauf der Videosprechstunde sorge. Praxis und Patient benötigten im Wesentlichen einen Bildschirm mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher sowie eine Internetverbindung. Eine zusätzliche Software sei nicht erforderlich.

 

Online-Sprechstunden mit Fachleuten bei Natura Vitalis

 

Schon seit mehr als vier Jahren bietet Natura Vitalis Online-Sprechstunden mit Fachleuten aus ganz verschiedenen Segmenten der Gesundheitswirtschaft an. Zuschauer können dies im Live-Stream verfolgen und per E-Mail oder telefonisch ihre Fragen an den Experten stellen. Wir merken bei jedem neuen Live-Event, wie groß Interesse und Feedback sind. Die Menschen erhalten auf einem kurzen Weg und von jedem Ort aus die für sie relevanten Informationen. Gerade in Zeiten von Kontaktbeschränkungen ist dies sinnvoll. Nutzer machen sich auch von festen Praxisöffnungszeiten und Terminvergaben unabhängig. Auf der Facebook-Seite von Natura Vitalis und dem YouTube-Channel finden Zuschauer regelmäßig neue Live-Streams und alle bisher ausgestrahlten Folgen.